Was man unter Wachstumsschwäche und Unterentwicklung versteht, haben wir uns bereits angesehen. Jetzt wollen wir daran gehen zu untersuchen, welche Hintergründe dazu führen, dass es Unterentwicklung überhaupt gibt. Im Kontext der Makroökonomie werden verschiedene Ansätze diskutiert. Sozialwissenschaftler favorisieren dabei die strukturalistischen Ansätze, während die Ökonomen die neoklassischen Erklärungsansätze bevorzugen.

Beginnen wir mit den strukturalistischen Ansätzen:
Diese verweisen zur Erklärung auf strukturelle Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern und Regionen.

1.) Dualismustheorien
:
Hier wird die Unterentwicklung durch das Zusammentreffen von traditionellem Gesellschafts- und Wirtschaftssystem mit einem fremden System innerhalb eines Landes erklärt. Der moderne Bereich entwickelt sich und wächst, während der traditionelle Sektor stagniert oder schrumpft, da er eine niedrigere Produktivität und geringere Löhne hat und langfristig in den modernen Bereich übergeht.
Das zentrale Problem dabei ist, dass die Arbeitskräfte aus dem traditionellen Sektor in den modernen Sektor umgegliedert werden müssen.

2.) Teufelskreistheorien:
Hierunter versteht man allgemein ein Konzept sich selbst verstärkender Prozesse. Die Wirkung kumulativer (sich anhäufender) Prozesse beseitigen nicht, sondern verstärken danach die Ungleichgewichte.
Es kann beispielsweise ein Land in einem stabilem Gleichgewicht mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen gefangen sein. Die Sparquote s=S/Y ist gering, wodurch die Investitionen I=sY=S gering sind und der Kapitalstock K gering bleibt. Das Per-Capita Einkommen Y/N bleibt auch auf einem geringen Niveau.

3.) Bevölkerungstheorien:
Diese wurden besonders von Thomas Malthus (1766-1834) geprägt. Die Bevölkerung wächst danach mit einer konstanten Rate n>0, die Wachstumsrate der Nahrungsmittelproduktion fällt aber im Laufe der Zeit. Also muss die Bevölkerungszahl an die vorhandenen Nahrungsmittel angepasst werden, was Kriege, Hungersnöte, Epidemien unvermeidlich werden lässt.

neomalthusianische Theorie:
Das Bevölkerungswachstum ist dabei das Haupthindernis bei der Überwindung der Unterentwicklung. Nur durch sehr hohe Investitionen über langen Zeitraum kann neues stabiles Gleichgewicht mit einem steigenden Pro-Kopf Einkommen erreicht werden.

4.) Außenhandelstheorien:
Die Entwicklungsländer exportieren überwiegend Primärgüter, während die Industrieländer Industrieerzeugnisse exportieren. Langfristig müssen nun die Entwicklungsländer pro Importeinheit mehr Gütereinheiten exportieren. Damit ist aber der Außenhandel für die Industrieländer überwiegend positiv, während er für die Entwicklungsländer wohlfahrtsmindernd wirkt.

5.) Abhängigkeitstheorien:
Hier besteht eine strukturelle Abhängigkeit der Entwicklungsländer von den Industrieländern. Ein historischer Entwicklungsprozess führte zur Bildung von hochentwickelten Metropolen (Industrieländer) und unterentwickelte Peripherien (Entwicklungsländer). Diese Peripherien haben eine Oberschicht mit denselben Interessen wie die Metropolen, so dass es für sie keinen Grund zur Änderung dieses Zustandes gibt.

All diesen strukturalistischen Theorien fehlt die ökonomische Erklärung, deshalb traten die sog. Neoklassischen Wachstumstheorien auf den Plan. Besonders weil es sich um nicht ausreichend begründete Ad-hoc Annahmen handelte, die unmöglich empirisch überprüfbar sind, blieb den Ökonomen praktisch keine andere Wahl.

Bei der Neoklassischen Wachstumstheorie handelt es sich um eine langfristige Gleichgewichtsbetrachtung mit drei Kernaussagen:

1.) nur bei technischem Fortschritt (der arbeitsvermehrend ist) wird sich eine positiv gleichgewichtige Wachstumsrate einstellen.

2.) Arbeitslosigkeit ist unbedeutend, da langfristig keine Marktungleichgewichte auftreten.

3.) Preisflexibilität und Faktorsubstituierbarkeit müssen jedoch im Modell angenommen werden.

Berühmt wurde dieses Modell unter dem Namen Solow-Modell, aus dem weiterhin folgt:
1.) es gibt keine permanenten Unterschiede in den Wachstumsraten einzelner Länder, wenn alle Länder sofortigen und kostenlosen Zugriff auf alle neuen Technologien haben.

2) Es gibt trotzdem Unterschiede in den Wachstumsraten, solange das langfristige Gleichgewicht von einem Land noch nicht erreicht worden ist.

3) Das Pro-Kopf-Einkommens Y/N = f(k) wächst in verschiedenen Ländern im Wachstumsgleichgewicht gleich.

4.) Im Gleichgewicht sind jedoch Unterschiede (Steuern, Recht, Präferenzen) möglich; etwa durch eine unterschiedliche Sparquote s.
Dauerhafte Unterentwicklung wird als freiwillig angesehen, da Sparquoten, Steuern, Recht freiwillig gewählt werden können, falls der technische Fortschritt für alle Länder zugänglich ist.

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